Fragen zur Wahl - Dieter Brosz - Grüne
Sehr geehrte Damen und Herren!
Gerne beantworte ich Ihre Fragen zur Finanzierung freier Schulen in
Österreich. Ich ersuche Sie um Verständnis, dass ich diese Fragen, die
offenbar an alle Nationalratsabgeordneten gestellt wurden, als zuständiger
Bildungssprecher für den Grünen Parlamentsklub beantworte. Ich kann Ihnen
versichern, dass wir diese Fragen schon mehrfach diskutiert haben und es
sich nicht nur um meine Meinung sondern um jene der Grünen handelt.
Weiters ersuche ich um Verständnis, dass ich die Fragen - außer Frage 4 -
nicht getrennt beantworte. Sie hängen alle mit der Frage der Finanzierung
freier Schulen zusammen. Eine getrennte Beantwortung würde zu ständigen
Wiederholungen führen.
Die Position der Grünen zur Finanzierung freier Schulen:
Etwa 4.000 SchülerInnen besuchen zur Zeit in Österreich Schulen in freier
Trägerschaft. In Prozent ausgedrückt sind das etwa 0,3 Prozent der
SchülerInnen. Während konfessionelle Privatschulen zumindest die
Personalkosten abgedeckt erhalten, beträgt die Subventionierung der
Schulen in freier Trägerschaft in etwa 10 % der Kosten, die der Staat für
SchülerInnen im öffentlichen Schulsystem trägt.
Das vor allem von der ÖVP verwendete Argument, auf Grund der schwierigen
Budgetsituation sei eine Änderung nicht möglich, halten die Grünen für
inakzeptabel. Budgetäre Belastungen würden entstehen, wenn die
SchülerInnen in das öffentliche Schulsystem wechseln. Es wurde in einer
EFFE-Frage völlig zurecht darauf hingewiesen, dass die Eltern doppelt
bezahlen. Über ihre Steuern finanzieren sie das öffentliche Schulsystem,
über ihr bereits versteuertes Einkommen die Bildung ihrer Kinder.
Die Grünen treten für eine Beendigung dieses unhaltbaren Zustands ein. Wir
bekennen uns grundsätzlich zur Abdeckung der Kosten, so fern definierte
Rahmenbedingungen eingehalten werden. Aus Gesprächen mit VertreterInnen
freier Schulen weiß ich, dass von einigen ein Selbstbehalt von etwa 15 %
als sinnvoll erachtet wird, um die inhaltliche Freiheit aufrecht zu
erhalten. Im Falle einer grünen Regierungsbeteiligung würden wir gemeinsam
mit VertreterInnen der Schulen in freier Trägerschaft ein entsprechendes
Finanzierungsmodell erarbeiten.
Die Grünen halten aber Rahmenbedingungen für unerlässlich. Eine
Finanzierung von Schulen, die beispielsweise MigrantInnen grundsätzlich
ausschließen käme nicht in Frage. Eine generelle Finanzierung könnte auch
Sekten bald auf die Idee kommen lassen, Schulen zu betreiben. Spezifische
Anforderungen an SchülerInnen bzw. Eltern, die dem pädagogischen Konzept
entsprechen, können selbstverständlich gestellt werden, ansonsten ist aber
auf soziale Ausgewogenheit Rücksicht zu nehmen.
Eine Finanzierung ist auch daran zu koppeln, dass bei einer
hundertprozentigen Abdeckung der Kosten kein zusätzliches Schulgeld
eingehoben wird bzw. bei einer prozentuell niedrigeren Abdeckung nur bis
zu den Kosten öffentlicher Schulen. Sonst besteht die Gefahr, damit auch
Eliteschulen teil zu finanzieren und eine Entwicklung in Richtung
Zwei-Klassen-Bildungssystem zu fördern.
Zur Frage 4 - Rechtsanspruch.
Die Subventionen werden bislang über den jeweiligen Budgetbeschluss
vergeben. Wir streben grundsätzlich einen Rechtsanspruch an. Wenn ich
richtig informiert bin, ist dazu eine Zweidrittelmehrheit im Parlament
notwendig. Sollte diese nicht zu Stande kommen - aus heutiger Sicht ist
das zu erwarten -, wird die Finanzierung über höhere Subventionen
erfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Brosz
Abgeordneter zum Nationalrat
Bildungssprecher der Grünen
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Version: 5. November 2002 (E.C.Zach)
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