Pressekonferenz am 7.10.2002 - Wien

Einladung Wien, den 2. Oktober 2002

Einladung zum Pressegespräch

Mag. Ernst Christian Zach, Vorstandsmitglied EFFE Österreich (Europäisches Forum für Freiheit im Erziehungswesen) Mag. Claudia Gerhartl, Lehrerin an der SchülerInnenschule (WUK) Heidrun Lange, Schülerin, 12. Klasse, Rudolf Steiner Schule Wien-Mauer

Thema: Fairness für SchülerInnen an Freien Schulen
Die rund 4000 SchülerInnen der Schulen in freier Trägerschaft sind in der finanziellen Unterstützung durch den Staat massiv benachteiligt. Die Österreichischen Schulen in freier Trägerschaft fordern deshalb vom Gesetzgeber eine Änderung des Privatschulgesetzes, um diesen Missstand zu beheben.

Wann: Montag, den 7. Oktober, 2002, 10 Uhr
Wo: ORG Rudolf Steiner, 2. Stock, Physiksaal, Auhofstr. 76F, Wien (U4: Unter St. Veit)
Presseinformation Wien, den 7. Oktober 2002

EFFE: Fairness für SchülerInnen an Freien Schulen

Eltern-, Lehrer- und SchülerInnenvertreter der Freien Schulen fordern heute, Montag, im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vom Gesetzgeber eine "faire" gesetzliche Regelung und eine Erhöhung der finanziellen Unterstützung der Schulen in freier Trägerschaft in Österreich. "Der Österreichische Staat investiert pro Jahr und Kind rund 6800 Euro in die Schulausbildung. Kinder in freien Schulen werden oft nicht einmal mit einem Zehntel dieses Betrages gefördert." kritisiert Mag. Ernst Zach, Vertreter des Europäischen Forums für Freiheit im Bildungswesen Österreich(EFFE), in dem die österreichischen Waldorfschulen, das Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik, die österreichische Gesellschaft für Montessori-Pädagogik und das Netzwerk (Bundesfachverband für selbstbestimmtes Lernen) zusammengefasst sind. Derzeit besuchen rund 4000 SchülerInnen rund 60 Schuleinrichtungen in freier Trägerschaft.

Schulerhalter, Lehrer, Eltern und Kinder in Freien Schulen seien gegenüber staatlichen oder konfessionellen Schulen eklatant benachteiligt, so Mag. Ernst Zach. Und weiter: "Privatschulen mit einem konfessionellen Träger erhalten von der öffentlichen Hand 80 Prozent der Schulkosten ersetzt. Für unsere Schulen in freier Trägerschaft gilt diese Regelung ohne jegliche sachliche Begründung nicht,". Die Freien Schulen in Österreich forderten daher rasch eine Novelle des Privatschulgesetzes und als Übergangsregelung "schnellstens Vorkehrungen, um die ärgste Not unserer Schulen abzufedern."

"Auf der einen Seite werden die pädagogischen Leistungen der Freien Schulen und ihrer LehrerInnen immer mehr anerkannt und finden langsam auch Eingang in das öffentliche Schulsystem. Auf der anderen Seite werden wir von staatlicher Seite fast wie ein kostenloser Schulversuch behandelt," erklärt Mag. Claudia Gerhartl, Lehrerin an der SchülerInnenschule (WUK) in Wien. Die Konsequenz daraus sei eine Bezahlung, die sich am Mindestlohn orientiert, eine deutliche Schlechterstellung zu LehrerInnen in öffentlichen Schulen und eine permanente finanzielle Unsicherheit für PädadgogInnen bedeutete.

"Dem Staat sollte jedes Kind gleich viel wert sein," fordert auch Heidrun Lange, Schülerin an der Rudolf Steiner Schule in Wien. Für viele Eltern ihrer SchulkollegInnen seien die Schulbeiträge und die für den Erhalt der Schulen notwendige Mitarbeit in den Schulen eine enorme Belastung. "Unsere Eltern müssen das öffentliche Schulsystem mit ihren Steuern und unsere Ausbildung mit den Schulgeldern finanzieren," so Heidrun Lange.

Am 14. Oktober findet zum Thema "Fairness für Freie Schulen" eine Podiumsdiskussion an der TU Wien statt. Die Podiumsdiskussion ist der Startschuss für ein "Aktionsjahr" der Freien Schulen, in dem mit Veranstaltungen und Aktionen verstärkt die Anliegen der Schulen in freier Trägerschaft öffentlich gemacht werden sollen.
APA: Fragen und unsere Antworten APA:
Wie viele Freie Schulen gibt es in Ö, gibt es regional Unterschiede, also Bundesländer mit besonders vielen Freien Schulen oder besonders wenig?

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die zahl der schülen liegt bei ca.60. diese zahl ist jedoch sehr wenig aussagekräftig, da die schulgrößen massiv variieren. mehr information gibt die schülerInnenanzahl: österreichweit handelt es sich um knapp 4000 schülerInnen. regionale unterschiede sind vorhanden. relativ viele freie schulen finden sich in den oder nahe den ballungsräumen. unterschiede zwischen den bundesländern sind feststellbar, die jedoch zwischen den einzelnen dachverbanden unterschiedlich ausgeprägt sind.

APA:
Worin liegt der Unterschied zu den "normalen" Schulen? Warum schicken Eltern ihre Kinder z.B. in eigene Montessori-Schulen, wenn es in zahlreichen VS eigene Montessori-Klassen gibt?

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es gibt mittlerweile eine gute anzahl an öffentlichen schulen, die unsere pädagogischen konzepte - nicht nur aus der montessori-pädagogik - in ihre arbeit einzubauen versuchen. auch dies ist ein zeichen der anerkennung für unsere arbeit und ein deutlicher hinweis darauf, dass für den weg der freien schulen in österreich sehr wohl ein deutlicher bedarf besteht. der grund für eltern ihre kinder in unsere schulen zu schicken ist schnell beschrieben: während öffentliche schulen manche unserer pädadgogischen konzepte etwas einfließen lassen können, leben wir die in unseren schulen vertretenen verschiedensten pädagogischen konzepte konsequent. dementsprechend sind wir die schulen für familien, die sich doch sehr bewußt für einen pädadgogischen weg, einen umgang mit ihren kindern entscheiden. durch diese betonung der pädagogischen ausrichtung wird in unseren schulen vieles möglich, was an öffentlichen schulen allein schon an den heterogenen vorstellungen der eltern- und lehrerschaft scheitert.

APA:
Bei einer PK vor einem Jahr haben die Vertreter eine grobe Dreiteilung in Waldorf-Schulen, Montessori-Schulen und Netzwerk-Schulen vorgenommen - kann man eine solche nach wie vor vornehmen? Wenn ja, wie viele Waldorf-, Montessori- und Netzwerk-Schulen gibt es bzw. wie viele Schüler besuchen diese jeweils?

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ca.2650 schülerInnen in den beiden waldorf zuzurechnenden verbänden
ca. 350 schülerInnen bei den montessori-schulen
ca. 800 schülerInnen in den schulinitiven des netzwerks.

APA:
Wie viele Beschäftigte unterrichten die Kinder?

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ca.520 lehrerInnen.

APA:
Wie viele Freie Schule sind mit Öffentlichkeitsrecht ausgestattet bzw. kann die Schulpflicht dort absolviert werden? Kann die Matura an den Schulen absolviert werden?

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ein großteil der freien schulen ist mit öffentlichkeitsrecht ausgestattet, ich würde schätzen an der hälfte dieser schulen kann auch die schulpflicht absolviert werden. in vier waldorfschulen wird matura im rahmen eines 13.schuljahres angeboten, das org rudolf steiner - die schule in dem dieses pressegespräch stattfindet - wird als reguläre org bis zur matura in der 12.schulstufe geführt. eine oberstufe zu führen ist - insbesondere bei unseren knappen monetären resourcen - für viele, insbesondere der kleineren, schulen nicht zu leisten.

APA:
Wie sieht es mit der Kostenabdeckung aus? Wie viel Prozent müssen die Eltern tragen, wie viel schießt die Öffentliche Hand zu? Durchschnittliche Höhe des Schulgelds?

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die frage nach der kostenabdeckung ist schwer und einfach zugleich zu beantworten: genaue zahlen liegen nicht vor. prinzipiell können unsere schulen aber nur das geld ausgeben, das sie haben - aber das was sie haben reicht einfach nicht wirklich aus. gefragt sind hier immer wieder sonderleistungen der eltern und lehrerInnen - sei es in finanzieller weise, sei es in freiwilliger mitarbeit. ohne diese arbeit, die schwer finanziell zu beziffern ist, wären unsere schulen nicht möglich. das jährliche schulgeld liegt in großer bandbreite und verschiedenster sozialer staffelung zwischen 2000 und 4000 euro. die öffentliche hand beteiligt sich mit in besten fällen mit 680 euro pro kind und jahr. zumeist ist es jedoch weniger.

APA:
Bitte auch um die konkret von Ihnen erhobenen Forderungen

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1. Es soll allen Bürgern Österreichs die Möglichkeit offen stehen, ihre Kinder bei sozial verträglichen Kosten auf jene Schule zu schicken, in der sie die beste Entfaltungsmöglichkeit für die individuellen Begabungen ihrer Kinder sehen. Dies soll in einer Änderung des Privatschulgesetzes niedergelegt werden, durch welche die rechtliche Grundlage für eine Basisfinanzierung für die Ausbildung jener SchülerInnen geschaffen wird, die Schulen in freier Trägerschaft besuchen.

2. Bis zur Schaffung einer fairen gesetzlichen Regelung und somit langfristigen Absicherung des nichtstaatlichen Schulwesens soll eine existenzsichernde Unterstützung der Schulen in freier Trägerschaft zur Verfügung gestellt werden.
APA-Meldung APA380 5 II 0166 XI 07.Okt 02

Schulen/Private

Freie Schulen möchten fair behandelt werden Utl.: Änderung des Privatschulgesetzes gefordert

Wien (APA) - "Fairness" für die rund 4.000 Schüler an Freien Schulen (Waldorf-, Montessori- und Netzwerkschulen, Anm.) und eine Erhöhung der finanziellen Unterstützung fordert das Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen (EFFE). Derzeit seien Schulerhalter, Lehrer, Eltern und Kinder in Freien Schulen gegenüber staatlichen und konfessionellen Einrichtungen eklatant benachteiligt, kritisierte EFFE-Vertreter Ernst Zach anlässlich einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Während Privatschulen mit einem konfessionellen Träger von der Öffentlichen Hand 80 Prozent der Kosten ersetzt bekämen, gelte diese Regelung für die Freien Schulen nicht, so Zach. Eltern an Freien Schulen müssten mindestens 80 Prozent der Schulkosten selbst aufbringen, oft erhielten sie vom Staat gar keine Unterstützung. Die EFFE verlangt daher eine Novellierung des Privatschulgesetzes, durch die eine rechtliche Grundlage für eine Basisfinanzierung der Freien Schulen geschaffen werden soll.

Im Unterschied zu den konfessionellen Privatschulen werden die Lehrergehälter an den Freien Schulen nicht vom Staat bezahlt. Als Konsequenz daraus orientiere sich die Bezahlung am Mindestlohn, kritisierte Claudia Gerhartl, Lehrerin an der SchülerInnenschule (WUK) in Wien.
(Schluss) aku/cm/bei
APA380 2002-10-07/13:51
APA-Meldung APA381 5 II 0307 XI Siehe APA380/07.10 07.Okt 02

Schulen/Bildung/Private/Hintergrund

Rund 4.000 Kinder und Jugendliche besuchen Freie Schulen
Utl.: Großteil ist mit Öffentlichkeitsrecht ausgestattet - An einigen Waldorfschulen auch Matura möglich =

Wien (APA) - In Österreich gibt es neben den staatlichen Schulen und den konfessionellen Privatschulen eine bunte Vielfalt meist von Eltern initiierter Privatschulen mit knapp 4.000 Schülern. Zirka 2.650 davon besuchen nach Angaben des Europäischen Forums für Freiheit im Bildungswesen (EFFE) eine der 14 österreichischen Waldorfschulen.

Weiters gibt es in ganz Österreich verteilt elf Montessori-Schulen mit insgesamt etwa 350 Schülern. Diese sind großteils im Rahmen der Österr. Gesellschaft für Montessori-Pädagogik organisiert und führen teilweise Sekundarstufen.

Die dritte Gruppe besteht aus dem so genannten "Netzwerk", einem Zusammenschluss autonomer Schulen mit verschiedenen pädagogischen Richtungen. 32 Schulen werden von ca. 800 Schülern besucht.

Diese drei Schulgruppen haben sich in der EFFE zusammengeschlossen. Die rund 4.000 Schüler werden von etwa 520 Lehrern betreut. Daneben führen viele Schulen noch Kindergärten und Kleinkindergruppen und geben Impulse durch Erwachsenenbildung, Kulturveranstaltungen usw.

Der Großteil der Freien Schulen ist mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestattet, an der Hälfte davon kann die Schulpflicht absolviert werden. An einigen Waldorfschulen kann auch die Matura nach einem auf die zwölfte Schulstufe folgenden Zusatzschuljahr abgelegt werden. Die Rudolf-Steiner-Schule in Wien-Hietzing wird sogar als reguläres Oberstufenrealgymnasium bis zur Matura in der zwölften Schulstufe geführt.

Das jährliche Schulgeld bewegt sich je nach sozialer Situation der Eltern zwischen 2.000 und 4.000 Euro pro Jahr. Die Höhe der Unterstützung der öffentlichen Hand hängt meist vom "good will" des betreffenden Bundeslandes oder der Gemeinde ab und beträgt laut EFFE höchstens 680 Euro pro Kind und Jahr. Mindestens 80 Prozent der Schulkosten müssen die Eltern selbst tragen.

An den Freien Schulen wird nach einem eigenen Lehrplan unterrichtet. Weiteres Merkmal ist die Selbstverwaltung in demokratischen Strukturen durch Eltern, Lehrer und Schüler. An vielen Freien Schulen wird verstärkt Wert auf Team- und Projektarbeit gelegt, manche haben einen Schwerpunkt im künstlerischen oder sportlichen Bereich. Einige Ideen wie der Fremdsprachenunterricht ab der ersten Schulstufe haben mittlerweile auch Eingang ins Regelschulwesen gefunden.
(Schluss) aku/cm/bei
APA381 2002-10-07/13:53
Reaktion der ÖVP -APA OTS185 5 II 0178 NVP0002 07.Okt 02
ÖVP/Bildung/Fuhrmann/Freie Schulen

Fuhrmann: "Leistungen Freier Schulen auch finanziell würdigen"

Utl.: Rasche Unterstützung der Freien Schulen scheiterte bereits an zwei Finanzministern

Wien, 7. Oktober 2002 (ÖVP-PD) "Gute pädagogische Leistungen müssen auch finanziell entsprechend abgegolten werden", bekräftigte heute, Montag, Silvia Fuhrmann, Bundesobfrau der Jungen ÖVP, die bei der heutigen Pressekonferenz des "European Forum for Freedom in Education"(EFFE) gestellte Forderung nach adäquater Unterstützung für alternative pädagogische Unterrichtsmethoden. Jedoch brauche es dazu keine gesetzliche Änderung, sondern Subventionsverträge, wie sie vom Unterrichtsministerium bereits zweimal ausgearbeitet worden seien - die Umsetzung sei jedoch zuerst an Finanzminister Rudolf Edlinger und vor kurzem auch seinem Nachfolger Karl-Heinz Grasser gescheitert. ****

Schulen in freier Trägerschaft könnten nur etwa 20 Prozent ihres Aufwandes mit öffentlichen Geldern abdecken, bei konfessionellen Privatschulen seien es 80 Prozent. "Diese Schulen brauchen sofort Unterstützung. Die finanzielle Belastung für die Eltern der Schüler an Freien Schulen, die für die Gehälter der Lehrer genauso wie für die Ausstattung der Schule aufkommen müssen, ist sehr hoch. Deshalb muss es rasch zu einer Umsetzung der Subventionsverträge kommen", schloss Fuhrmann.

Rückfragehinweis: ÖVP-Kommunikationsabteilung, Tel.:(01) 401 26-420 Internet: http://www.oevp.at