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Das Ursprünglein der Steinzeitgöttinnenbilder
Kristina Wolf
Eine kleine Schulgeschichte
Das Steinzeitprojekt in der ehemaligen Schule meiner Tochter – und meine Sicht der Menschheitsgeschichte hat sich gewandelt.
Ich gewann einen tiefen Einblick in die Urgeschichte, mein Horizont hat sich geweitet. Seitdem kommt es mir nicht auf ein paar 1000 Jahre an.
Diese An- und Einsicht vertrete ich in den Bildern, die zum Jahr 2000 entstanden sind. „Was sind 2000 Jahre im Vergleich zur Menschheitsgeschichte“?
„2000 Jahre Christentum – ein wenig Hoffnung, technischer Fortschritt und viel Leid“
In der Jungsteinzeit gab es schon , abgesehen von der Schrift, fast alles, was die menschliche Zivilisation ausmacht:
Siedlungen, Landwirtschaft, Viehzucht, Töpferei, Textilerzeugung, Religion, Riten...
„Welches Bild wollt ihr den Kindern vermitteln,“- fragte ich etwas zaghaft, da ich damals selber noch kein bestimmtes Bild hatte und besorgt, weil mir ein Buch in den Sinn kam „Die Menschen der Urzeit“, in dem hauptsächlich Männer, Jäger und Mammuts vorkommen. Ich verspürte ein bestimmtes Unbehagen dabei – „Es muss damals auch schon Frauen gegeben haben... Und ihre Rolle war vielleicht nicht so zweitrangig...
Aber wer denkt schon an eine Sammlerin, wenn das Wort Steinzeit fällt?
Dabei haben die nahrungssuchenden Sammlerinnen mehr zum Überleben der Menschheit beigetragen als das „Sonntagsbratenmammut“ und seine Jäger, wie ich dann aus vielen Büchern erfuhr.
Da in dieser Schule, der Lernwerkstatt Ottakring, die Mitarbeit und Mitbestimmung der Eltern möglich, notwendig bis verpflichtend ist, wagte ich es, mich einzumischen und wurde gleich dazueingeladen zu gestalten, am Projekt teilzunehmen.
So kam es, dass ich mich auf die Jagd nach Bildern aus der Steinzeit machte, auf denen auch Frauen vorkommen. Ich las einige Bücher, sammelte Bilder und bildete mich. Als eine Art „Steinzeitspezialistin“ stellte ich ein kleines Bild und Textmaterial für die Kinder zusammen.
Wir gestalteten mit Florence, einer anderen Mutter, einen Vormittag in der Schule – mit Nahrungsmitteln, die es schon in der Steinzeit gegeben hat, einer kleinen Marmorgöttinnenstatue von den Zykladen, Geschichten, Fragen und Antworten.
„Die Frauen waren in der Steinzeit wichtig“. war die Schlussfolgerung der kleinen Anna, 7 Jahre alt.
Mit dem Bildmaterial, gewissermaßen den „Abfallprodukten“ dieser Sammel- und Bastelarbeit für die Schule, habe ich angefangen die Steinzeitgöttinnencollagen zu machen.
Es war auch ein bewustseins- und selbstbewustseins erweiternder und stärkender Aspekt dabei – mein, dein, unser Frauensein betreffend.
Die Erkenntnis, dass die Frauen nicht das „zweite“ Geschlecht sind – einiges würde auf das Gegenteil hinweisen- und seit jeher den Männern untergeordnet. Sie waren früher, in der Frühgeschichte jedenfalls, mächtig und respektiert. Es gab wahrscheinlich Matriarchate in verschiedenen Teilen der Welt. Und in vielen Kulturen haben sich erst später Götter zu den ursprünglichen Göttinnen dazugesellt.
Ich verwende in einigen Bildern auch chinesisches Papier, das zur Ahnenverehrung verbrannt wird.
Damit drücke ich auch Respekt aus, vor den Leistungen unserer VorfahrInnen, – aber da viele meiner Bilder mehrschichtig sind, mit Elementen aus meinem eigenen Leben und dem meiner näheren und weiteren Familie, der Menschheit, verwoben – laden sie zum Dialog , zur Meditation ein, zum sich Tragen lassen von eigenen Assoziationssträngen.
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