Also dies hier ist bereits Geschichte. Die Tulln wurde bereits - in all den beschriebenen Teilen - komplett "abrasiert".
Diverseste Beteuerungen der ökologischen Verträglichkeit und wasserbaulichen Notwendigkeit habe ich auf meinen Aufruf von offizieller Stelle erhalten - wirklich überzeugend war das Ganze jedoch nicht. Ich erspare mir deshalb diese Antworten hier anzuführen.
Insbesondere, da all dies - wie oben bereits angeführt - Geschichte und somit zerstört ist.

Flußzerstörung
an der Tulln



Samstag 14.11.1998:
aus einem E-Mail/Fax-Rundschreiben
Betrifft: Zerstörung eines Lebensraumes entlang des Flusses Tulln
Als ich heute Samstag vormittag entlang der Tulln in der Höhe Neulengbach (linkes Flußufer, nördlich von Neulengbach, nach der Brücke Klosterbergstraße) spazierenging, mußte ich mit großem Schrecken feststellen, daß auch an dieser Stelle in der Vorwoche begonnen wurde, die im Laufe langer Jahre entstandene Vegetation, in brutalster Weise mit Baggern zu "begradigen" bzw. vollkommen abzutragen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war dieser Abschnitt des Flusses Tulln mit seiner Uferlandschaft ein gutes Beispiel für einen naturbelassen Lebensraum, ein kleines Reservat für Fauna (z.B. Eisvögel und Reiher!!) und Flora, und ein beliebtes Naherholungsgebiet im Raume Neulengbach.

Folgendes mußte ich heute beobachten:
Am linken Flußufer wurde bislang auf circa 100 Meter (geschätzt) jegliche Vegetation abgegraben, wurden große Mengen an Humus allem Anschein nach auf Lastwägen verführt, das Flußbett massiv ausgeweitet und "perfekt" begradigt. Anstatt einer vielfältigen Uferlandschaft ist dort nun eine schräge Ebene entstanden.
Der Bagger mit dessen Hilfe dieses "Werk" erledigt wurde, steht - scheinbar für das Wochenende geparkt - am Wegesrand und wartet auf seinen Einsatz zu Wochenbeginn. Begonnen wurde auch bereits die größeren Bäume im weiteren Verlauf zu fällen, da diese wahrscheinlich auch dem Bagger einige Mühe bereiten könnten.
Das Ziel der Anstrengungen kann als Beispiel etwas über einen Kilometer weiter nördlich nach einem Wehr in der Höhe Emmersdorf betrachtet werden: Dort ist bereits geschehen, was nun auch einen Kilometer weiter südlich begonnen wurde:
Ein begradigter Fluß, eine zerstörte Flußlandschaft, fast keine Vegetation: eine Wasserautobahn statt eines Biotops.
Als Grund für diese massive Naturzerstörung kann ich mir nur vorstellen, daß dies Maßnahmen sein sollen, die aufgrund der Hochwasser vor eineinhalb Jahren getroffen werden:
Der Fluß wird ausgeräumt und begradigt um eventuell auftretende Wassermengen schneller ableiten zu können. Nun sollte doch schon hinlänglich bekannt sein, daß Flußbegradigungen höchstens ein Hochwasserschutz nach dem "Florianiprinzip" sein können: Ich schau´, daß ich das Wasser schnell ableite, der nächste Ort am Fluß hat dann ein vervielfältigtes Problem.
Die Erhöhung der Flußgeschwindigkeit und die Begradigung der Flußlandschaften sind eine der Ursachen, die verheerende Hochwasser erst wirklich hervorrufen:
Die erhöhte Fließgeschwindigkeit verstärkt die Gefahr plötzlichen Hochwassers und zusammen mit der Flußbegradigung nimmt sie der Flußlandschaft die Möglichkeit Wasser aufzunehmen und so dem Hochwasserprozeß zu entziehen. Statt einer Begradigung ist für Hochwasserprophylaxe der Aufbau und Pflege vielfältiger, strukturierter, vegetationsstarker Flußlandschaften und entsprechender Überschwemmungsräume das Mittel der Wahl.
Für die Tulln bei Neulengbach ist es jedoch schon fast zu spät: Kommenden Montag wird der Bagger wieder gestartet, werden die LKW "nutzloses Abraummaterial" verführen.


Samstag 28.11.1998:
aus einem E-Mail
Na ja, gebaggert wird noch immer, aber mit recht geringer Intensität. Ein Artikel mit einer (kleinen) Schlagzeile auf der ersten Seite ist diese Woche herausgekommen. Ein paar Telephonate habe ich geführt, unter anderem mit den zuständigen Behörden, die über die Situation auch nicht glücklich sind, da sie verpflichtet sind den sogenannten "bescheidmäßigen Zustand" herzustellen - ansonsten Klagen der Anrainer unter dem Titel Hochwasserschutz zu erwarten sind (oder zumindest die Furcht davor besteht).
Diese Klagen treffen dann die zuständigen Referenten der Landesregierung persönlich - wie gerade aufgrund des Hochwassers vor 1 1/2 Jahren passiert - und sowas dämpft natürlich die Bereitschaft der Referenten blöde Gesetze zu ignorieren. Denn rechtlich sind sie - so meine Information - derzeit verantwortlich und klagbar.
Skurril wird das Ganze nocheinmal, da die Gemeinde Neulengbach - wie ich hörte - ansich angesucht hat an einem Renaturierungsprogramm des Bundes teilzunehmen wo dann all das, was jetzt unter Mühen zerstört wird unter noch größerem Aufwand versucht werden wird halbwegs wiederherzustellen.
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Version: 25. Juli 1999 (E.C.Zach)